Zahngedanken
Ursprung: Urnah
Land: Israipeil
Altersfreigabe: 18+
‹G›
Zum ersten Mal habe ich eine Zunge gekostet und ich muss schon sagen: deliziös!
Mein Zahn pocht. Ich war bei diesem fetten Schwein von Amtsarzt. Er sagt, er kann den Zahn nur enfernen. Das will ich nicht. Keiner zieht mir einen Zahn. Ich hab ihn vergessen lassen, dass ich da war. Einer seiner Lakaien hat mich gesehen. Ich habe ihm die Hand gebrochen und ihm auch die Erinnerung genommen. Beinahe wäre ich in einen scheiß Droiden hinein gerannt. Muss vorsichtiger sein. Der Zahn lässt mich nicht richtig denken.
Vorgestern habe ich ein Mädchen getötet und aus ihren Schenkeln ein Filet gemacht. Heute Mittag habe ich einen Teil ihres Hintern gegessen. Sie ist jetzt die Außenrampe heruntergefallen. Die Tiere werden sie entsorgen. Vielleicht sehe ich später noch einmal nach ihr. Andererseits, wenn man sie finden sollte, was soll sein?
Ich kann meinen Schwanz dicker und länger machen. Es tut weh. Können das alle? Aber wenn es so wäre, würden sie dann nicht darüber sprechen? Mein Zahn tut weh. Vielleicht sprechen sie nur mit mir nicht darüber?
Vorhin habe ich einen Jungen aus der 28 erschlagen. Ich hab ihn einfach mit der Faust umgehauen und er ist liegen geblieben. Hat aufgehört zu atmen. Ich bin ein Koloss. Jetzt mache ich mir eine Suppe.
Habe heute im Stich etwas Seltsames gefunden. Es ist ein Ding, groß wie meine Faust. Beim Torfstechen hat mein Zahn verrückt gespielt und ich dachte schon, ich müsste den vertrottelten Erdmajor bitten mich raus zu nehmen. Aber dann habe ich es gefunden. Es wurde ganz sicher nicht von Menschen gemacht. Es sieht alt und irgendwie furchteinflößend aus.
Es ist aus Messing oder etwas in der Art. Alt und dreckig. Ich habe versucht es zu reinigen, aber die Patina ist hart. Es ist, als spräche es mit mir.
Gestern Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Aber ich weis, dass es kein Traum war. Es war das Ding aus dem Torf. Da ist eine Art Geist in dem Metall und der hat mir von seltsamen Mächten in den Wäldern erzählt. Es ist wie ein Buch zu lesen. Als wenn man sich ganz tief in eine Geschichte hinein lebt. Ich will mehr erfahren. Mein Zahn tut weh.
Ich sehe jetzt klar. Es ist dort draußen. Ich bin hier, um ihm zu begegnen. Er ist der Meister, der Beobachter. Er ist da draußen im Wald. Die Erschaffer des Dings haben ihn gesehen. Sie wissen von ihm und er hat mich das Ding finden lassen. Ich muss hier raus.
Bald werde ich eine Expedition ins Leben rufen. Ich werde hinausgehen und nach Hinweisen suchen. Diese Welt will mich mit dem Beobachter zusammenführen. Ich bin groß. Wahrscheinlich bin ich auserwählt.
Diese Wesen sind nicht von dieser Welt. Sie sind Geister. Sie sprechen in meinem Kopf. Er ist ihr Gott. Der Erdmajor hat sie auch gesehen. Ich habe es ihn vergessen lassen. Ich bin verwirrt. Muss mehr lesen.
Vor einigen Tagen habe ich im Kosmodrom von einem Skaim alte Datenbücher gekauft. Unter anderem war eine Fassung von Sestermans ›Im Maidengrund‹ dabei. Ich glaube, das Schwein ist ein Leichenfledderer. Aber der Tod hat immer Pläne. Jemand ist gestorben, damit dieses Buch zu mir kommen konnte. Jetzt muss ich es verstehen. Meine Seele muss es verstehen. Es ist kein Buch, das man einfach nur liest.
Caput 68
Seite 472 der gebundenen Ausgabe
- Den Toten entkommen durch das sprießende Leben, ist es das Wachsen im Walde wie im Leibe. Es ist nicht blind, das liegt verborgen dort im Hag. Wachen Auges beobachtet es und seine Zahl ist die 4.
- Nicht Tier, nicht höheres Wesen, den Göttern gleich, gefürchtet von Vautan & seinen Falkyren und auch den Dunklen seiner Schöpferkraft unermesslich wegen, haust es nicht im Olymp und nicht in gefrorenen Tiefen. Der Wälder Herr, schläft es in moosigen Brunnen, wartend, zeugend. Einst unterlag seine Art im Kriege zwischen den fernen Leuchten jenen, die den Tod dem Leben vorzogen, doch wehe wenn sie sich wenden. Mit aller Macht wird der Beobachter auferstehen und alles Sein mit lebendigem Chaos überziehen.
Vieles verstehe ich nicht. Aber ich frage die alte Hexe. Sie wird mir helfen. Es ist nicht leicht, sie vergessen zu lassen. Ihr Geist ist seltsam flexibel. Es ist, als wäre sie zum Teil tot. Das macht sie irgendwie glitschig. Wahrscheinlich wäre es besser sie zu töten. Aber ich habe noch nicht alles verstanden.
Heute habe ich das erste Mal seit langem einen erstochen. Ich habe ihn einfach erstochen. Es war anders. Ich habe ihn auch nicht gegessen. Sie haben mir gesagt, sie rufen ihn mit Opfern zu ihren Hütten. Ich habe diesen Mann geopfert. Ich weis, der Beobachter sieht mich.
Gerade habe ich die Schlampe von Nebenan beglückt. Sie wollte nicht aber ich hab sie trotzdem gefickt. Zuerst hab ich mein Ding hart gemacht. Sie war total überrascht. Ihre Augen sind fast aus ihrem Schädel gesprungen als ich loslegte. Zweimal hab ichs ihr besorgt, dann war sie fertig. Ich hätte noch weiter gemacht aber die andere kam von der Schicht. Alles musste schnell gehen, also hab ich sie beide alles vergessen lassen. Ich versuche mir die ganze Zeit das Gesicht der Fotze vorzustellen, wenn sie morgen früh aufwacht und kaum gehen kann. Na ja, vielleicht erinnert sie sich ja oft nicht daran, mit wem sie es nachts getrieben hat. Sind alles versoffene Schlampen hier. Wahrscheinlich komme ich nicht drum herum, sie umzulegen. Essen werde ich sie aber nicht. Man sollte nie etwas essen, das man vorher gefickt hat.
Ach scheiße. Jetzt musste ich doch den blöden Schlampen ihre Mäuler stopfen. Irgendwer ist hinter mir her. Muss vorsichtig sein. Gleich morgen lasse ich mich ins Kosmodrom versetzen. Ich habe sowieso von dem Gestank hier die Nase voll. Yg ist einfach das Letzte. Hier sieht man das wahre Ich der Kirn.
Der Zahn spricht zu mir. Ich versuche sein Pochen in meinem Kiefer zu deuten. Es ist tief in meinem Kopf. Es zieht von der Wurzel nach oben. Manchmal ist es fast unerträglich.
Ihr Name ist mgGama Baud. Das ist Phani hindi und bedeutet soviel wie Frau schöne Frucht. Sie ist schön. Eigentümlich schön. Riesig, schwarz, mit großen Zähnen und wulstigen Lippen. Ihr Haar ist dick wie Tauwerk und ihre Augen gleichen Bernsteinen. Nicht dem hiesigen roten Zeug. Sie sind vielmehr wie durchsichtiges Gold, gleich dem Throne des Vaters. Baud (ich weis garnicht ob ich sie so ansprechen kann) stammt von einer fernen Welt namens Usec. Die Smavari haben ihr Volk aus uns Menschen gemacht. Diese wunderbaren Wesen mit ihren wunderbaren Werken. Könnte ich nur in ihrer glorreichen Zeit gelebt haben.
Heute hat sie mir geschrieben. Es ist nicht leicht an die Botschaften zu kommen. Die Fernwacht hat ihre Besetzung rotiert und der neue Vorseher lebt sehr zurückgezogen. Tatsächlich scheint er seinen Arbeitsplatz nahezu nie zu verlassen. Dennoch habe ich ihn getroffen.
Begierig öffnete ich die Daten und sah ihren Abdruck. Jetzt noch gehen Schauer durch meinen Körper und der Zahn pocht in unregelmäßiger Freude.
Ich muss an Leoni denken. “Under der Chällerstäge het e Chrot es Näscht gmacht von ere Hoore, und wenn se die Hoor wieder het, so wer's se gsund.” Hexen sind Hexen sind Hexen. Ich habe es geliebt ihren Geschichten zu lauschen. Auch wenn ich erst heute ihre Bedeutung verstehe. Augen öffnen Augen. Dennoch bin ich vor allem, wie stets auch mir selbst dankbar. Ohne meine überragenden Kräfte wäre ich nicht in der Lage gewesen, das Teutoneske zu erlernen. Allein sie und Estermans ›Im Maidengrund‹ befähigten mich, die Augen überhaupt zu begreifen. Ich werd seine Spuren suchen, wenn ich erst den Boden von Jerc betrete.
Sie wird bald kommen. Der Anflug legt die Reisen lahm. Urnah liegt abseits.
Wir haben uns getroffen. Wieder. Es war wie damals und nun, da sie sich wieder hinter die Schwärze des Alls zurückgezogen hat spüre ich erneut die Leere der Einsamkeit. Kann es denn kein Wesen auf dieser Welt geben, mit dem ich die Nähe fühlen kann? Ein Fisch ist mir näher als diese Leute um mich herum. Sie nennen sich Menschen, doch sie sind taub, leer und tot. Ihre Zeit verrinnt.
Meine mgGama hat mir geholfen zu verstehen, was die kleinen Leute mir sagten. Es muss immer ein besonderes Opfer sein und ich selbst muss herausfinden welche Menschen diese Ehre gebührt. Aber ich weiß schon wie ich es erkenne. Leoni wird mir helfen. Außerdem ist es eine Frage der Elemente. Ein Opfer muss rein sein und so auch das Werkzeug der Opferung. Ich habe mit Glas experimentiert aber Glas bricht. Die Lösung liegt in der Technik. Durchscheinendes Metall, sie können es herstellen. Man braucht Druck und bestimmte Elemente.
Gestern habe ich einen Mann in Yg getötet. Er stand bei den Bahnhöfen und es war dunkel. Wenn hier eine Lampe ausfällt dauert es lange, bis jemand kommt und sie repariert. Es war so unglaublich einfach. Dabei glaube ich, dass sie angefangen haben, mich zu jagen. Es fühlt sich seltsam an. Irgendwie ist es erregend, irgendwie ernüchternd. Sie sind so klein.
Ich esse gerade die Backen des Mannes. Nicht seinen Hintern. Die Wangen. Sie sind zart und schmecken gut. Ich habe die Gewürze benutzt, die mir meine schwarze Hexe dagelassen hat.
Endlich: Im Kosmodrom habe ich einen Schiffskapitän kennengelernt, der in der Lage zu sein scheint, mir helfen zu können. Es wird sehr lange dauern aber das Warten kann ich nutzen mehr zu lernen und Vorbereitungen zu treffen. Ich werde eine Zeit lang in Yg wohnen. Meine Versetzung ist schon beantragt und alle die involviert waren, haben alles vergessen. Ihre Gedanken schwirren durch meinen Kopf. Sie sehen mich an und erkennen die Güte in meinem Blick. Sie sind wie Schafe. Ziegen sind cleverer. Schafe glotzen und erwarten Futter, wenn man mit der Klinge vor ihnen steht.
Es gibt eine Geschichte über Ziegen. Der Junge hat sie erschaffen, als er auf dem linken Pfad wandelte. Als er erkannte, dass sie ihn nicht liebten, da sie eben Ziegen waren und Ziegen lieben nicht, drückte er ihnen die Augen aus. Doch dann tat es ihm wieder leid und so gab er ihnen seine Augen und so haben sie noch heute die Augen des Bösen und können das Böse erkennen.
Ich habe mich mit einigen Arbeitern in der Werkstatt angefreundet. Diese Leute kennen sich nicht sonderlich mit den Materialien aus, die ich benötige, aber sie können die Maschinen bedienen. Einer von ihnen, ich nenne ihn Esel, weil er wie ein Esel redet, hat mir gezeigt wie ich ein dreidimensionales Ionengitter erschaffen kann. Es ist ein wenig, wie Ton zu formen. Man macht es an einem Pad und streicht dabei durch die Luft. Die ersten Ergebnisse sind krumm und schief. Aber bald habe ich verstanden wie die Lineale zu bedienen sind. Ich habe mich für eine Form entschieden und eine Vorlage aus Holz geschnitzt. Nachher werde ich sie ausprobieren. Mal sehen. Vielleicht an Rene. Er sieht aus, als hätte er halbwegs gesunde Nieren und mir ist nach einem guten Ragout.
Die Form ist fertig. Ich kann es kaum abwarten. Musste leider einen der Arbeiter loswerden. Er erinnerte sich ständig an Sachen die er eigentlich vergessen sollte. Egal. Ich brauche ihn nicht mehr. Essen konnte ihn ihn leider auch nicht. Fett und dreckig. So etwas ist ungesund. Ich achte auf meinen Körper.
Ich kann es kaum glauben. Der Sohn ist mit mir. Das Schiff ist gelandet. Ich muss los.
Es ist vollbracht. Nur ein Gott könnte erfassen welche Grazie, welche Erfüllung in diesem Artefakt steckt. Worte können es nicht beschreiben. Es ist schwer, die Oberfläche ist glatt und schnörkellos. Metall, aber was für eine Art von Metall? Gegen das Licht kann man beinahe hindurchsehen. Es ist nach den Bauplänen dieses Frantolits entstanden, aber die Änderungen, die mir dieser Ort hier aufzwangen, haben es zu etwas anderem, etwas göttlichem gemacht. Der Beobachter in den Wäldern hatte seine Hand über mir als ich es schuf. Ich fühle mich so tief von diesen erhabenen Kräften durchdrungen. Ich bin Gott.
Ich hatte ein langes Gespräch mit dem Vorarbeiter. Er weiß nicht, dass seine Frau mit seinem Vater fickt. Ich habe es ihm gesagt und wieder vergessen lassen. Er glotzt immer wie ein Schwein. Sein Geist ist stark. Stärker als der von anderen. Aber was hat er mir schon entgegen zu setzen?
Der Zahn pocht. Er raubt mir den Schlaf. Ich sitze hier und beobachte den Schmerz. Er ist wie ein Raubtier. In meinem Kiefer krümmt er sich zusammen und immer wenn ich unachtsam bin, denke er wäre davongeschlichen, schlägt er mit seinen Klauen nach mir und verletzt mich. Es ist immer nur ein kleiner Stich, doch er zieht sich bis in mein Gehirn. Ich gehe jetzt Essen.
Endlich habe ich einen Hinweis. Es ist die Elf. Ich habe es jetzt endlich, endlich verstanden. Fünf habe ich schon gefunden. Aber ich muss es richtig machen. Es darf nicht aus Leidenschaft passieren und ich muss mich an die Vorgehensweisen halten, sonst wird es nicht funktionieren. Der Beobachter muss mich erhören. Ich brauche sein Wissen um mich zu vervollkommnen. Er wird mich aufnehmen.
Zur Sicherheit habe ich zwei von den Fünfen die Ehre erwiesen, mich mit ihnen zu verbinden. Es war ganz einfach. Sie wissen nichts, nicht einmal von ihrem unglaublichen Wert. Aber die wenigsten Auserwählten begreifen ihren Status und die göttlichen Zusammenhänge zu denen sie untrennbar gehören. Bald gehören mir alle fünf.
Heute wollte ich mich mit der jungen Hexe verbinden. Am, liebsten hätte ich sie gefickt, aber der Bulle kam mir dazwischen. Er hat sie dann gefickt. Ich bin wütend. Etwas stimmt mit ihr nicht. Da ist etwas in ihrem Geist. Wenn ich sie vergessen lasse wehrt sie sich nicht aber bei jedem Eingriff fühle ich einen seltsamen Schmerz. Wäre ich nicht eine Vorstufe der Vollkommenheit, würde ich sie wohl fürchten.
Eine ist tot. Wie konnte das passieren? Ich bringe den Verdammten Wichser um.